
Jörg Hartmann/ Jürgen Kehrer — Wilsberg: In alter Freundschaft
Den zweiten Wilsberg-Krimi gibt es seit letztem Jahr auch als Comic-Version (die gibt es auch online), illustriert durch Zeichnungen von Jörg Hartmann. Damit trifft man neben den zwei Fernsehermittlern nun auf die dritte bildliche Verkörperung des Georg Wilsberg. Würde mich ja wundern, wenn der es nicht noch in Münster auf die Bühne schafft.
Hartmann gelingen sehr schöne Zeichnungen Münsters und Amsterdams, das hat mir sehr gut gefallen. Der Fall ist ähnlich spannungsreich oder spannungsarm wie der erste, hat einen ähnlichen Verlauf, was aber als Comic durchaus unterhaltsam funktioniert. Die Verfilmung wartet mit der bezaubernden Barbara Rudnik auf, einem gut aufgelegten Thorsten Nindel, Thomas Schücke und einer glänzenden Rita Russek.
Worum geht’s? Wilsberg muss die Verstrickungen, in die seine alte, immer noch verehrte Jugendliebe sich verfing und letzten Endes daran zu Grunde ging, entwirren. Dabei kriegt er wahlweise derbe eins auf’s Maul (Buch/Comic) oder mit der Polizei zu tun (Film).

Jürgen Kehrer — Und die Toten lässt man ruhen
23 Jahre nach dem Erscheinen des Buches und 18 Jahre nach der Verfilmung war es mal an der Zeit, den ersten Wilsberg unter die Lupe zu nehmen — wenn man schon einmal dabei ist, Münsterland-Krimis zu lesen.
Ein psychisch angeschlagener Mann aus Nordwalde beauftragt den Münz- und Briefmarkenhändler Georg Wilsberg, der zusätzlich als Detektiv arbetet, den vermeindlichen Selbstmord seines Bruders vor 11 bzw. 16 Jahren zu untersuchen. Wilsberg kommt einem Korruptionsskandal auf die Spur und löst das Geheimnis um den fingierten Selbstmord.
Im Buch wird die Geschichte ab und an mit etwas Lokalkolorit dekoriert, die Auflösung kommt schließlich aber etwas aus heiterem Himmel. Zum Mitraten oder ‑fiebern ist das nichts.
Der Film hat außer einer Verfolgungsjagd durch die Innenstadt und ein paar älteren Häusern wenig Lokalkolorit zu bieten, dafür spielen die großartige Hans-Martin Stier, Stefan Wimmer und Heinrich Schafmeister mit, letzterer der einzige, der in folgenden Wilsberg-Filmen wiederzusehen ist. Joachim Król spielt eigentlich so wie immer. Der Auftraggeber und seine Nichte werden als psychisch angeschlagener dargestellt als im Buch, was etwas überzogen wird. Der böse Kommissar wird auch etwas anders dargestellt. Ansonsten entspricht der Film in vielen Dingen der Vorlage.
Alles in allem: Harmlose Unterhaltung, die man schnell vergisst.

Neu im Bücherschrank(42): Eric Berne — Sprechstunden für die Seele
Wieder so ein Elternbuchschrankfund, an den sich inhaltlich niemand erinnern kann. Ich habe nur oberflächlich reingeschaut, es scheint mir teils überholt, teils naiv. Aus dem Klappentext:
In seinen «Sprechstunden für die Seele» geht Eric Berne nun auf jenes ungreifbare und schwer begreifliche, doch äußerst wirksame, wenn auch seltsam unwirkliche Energiesystem ein, das wir Seele nennen. Denn aus der seelischen Dynamik wird unser soziales Verhalten gespeist und gesteuert. Kenntnisreich, verständlich und nicht ohne Humor erklärt Dr. Berne, wie Geist und Seele beim psychisch gesunden Menschen arbeiten. An Beispielen aus der psychiatrischen Praxis demonstriert er, welche Krankheiten die Seele befallen können, worin die Ursachen dieser Krankheiten liegen, wie sie sich auswirken und wie man sie heute behandelt. Hier findet der Leser Aufklärung und Information, er bekommt gewissenhaft Antwort auf Fragen, die sich im Alltag immer wieder stellen: — Wie kommt es, daß Gefühle uns körperlich krank machen können? — Warum leiden so viele Menschen unter ihren Hemmungen? — Warum haben wir Träume? — Wo liegt die Grenze zwischen normalem und neurotischem Verhalten? — Woran erkennt man Geisteskrankheiten? — Wie geht der Psychiater bei der Behandlung vor? — Wann sollte man einen Psychiater aufsuchen?
Toll, Fragen werden beantwortet, die außerhalb des menschlichen Vermögens, sie zu beantworten, liegen. Was jetzt Energie heißen soll, was Geist, was Seele, wieso beides nicht dasselbe sein soll — damit wird der Leser alleine gelassen.

Das ist schon Wahnsinn
— jedenfalls merkwürdig, was für Artikel auf ibbenbüren.de so veröffentlicht werden: Da ist z.B. heute dieser Artikel erschienen über die angeblich so hohe Besucherfrequenz der Internetseite des Ibbenbürener Stadtschützenbundes. Angeblich habe sie durchschnittlich 6000 Besucher im Monat — das verwendete Statistikprogramm wird allerdings nicht genannt. Ein merkwürdiger Wert für eine kaum aktualisierte Seite. Zusätzlich fängt der Artikel an mit
Millionenmarke geknackt
Ich hab erst noch gesucht, wo im Text denn genau diese Million erklärt werden. Dann ist der Groschen gefallen: Mit der Millionenmarke sind die sogenannten Seitenabrufe im Jahr 2013 gemeint und diese Zahl ist eine Schätzung(!) des Webmasters. EINE SCHÄTZUNG! Da sagt ein Webmaster: Gefühlt werden meine Internetseiten 400.000 Mal häufiger aufgerufen als mein eh schon ungenaues Statistikprogramm ausweist. Das ist doch mal ein sinnvoller Statistikansatz. Ungefähr deswegen steht bei der Wikipedia zum Artikel Seitenabruf :
Schon bei der Messung muss darauf geachtet werden, dass sinnvoll interpretierbare Daten erhoben werden
Schätzen ist aber auch schön. Gemäß dieser Schätzung hat die IVZ vor der Einführung des Bezahlvorhangs, d.h. bei freiem Zugang aller veröffentlichter Artikel, wohl gerade mal dreimal so viele Besucher wie der Ibbenbürener Stadtschützenbund. Die größeren Parteien in Ibbenbüren haben etwa sechsmal weniger Besucher — obwohl ihre Seiten öfter neue Artikel präsentieren. Das darf bezweifelt werden.
Nun sei einmal zu Statistikprogrammen selbstgehosteter Seiten gesagt: Sehr viele als Plugin eingesetzte Statistikprogramme geben Werte aus, die einen falschen Eindruck erwecken, denn sie enthalten Seitenaufrufe, die Computer — nicht Menschen — generieren. Das machen z.B. Webcrawler. Ein solcher Aufruf der Seite ist uninteressant, denn er sagt nichts über einen Besucherzuspruch aus. Webcrawler suchen Seiten teilweise nur ab, um an E‑Mail-Adressen für Spam-Mails zu gelangen.
Ich schätze, dass die Zahlen, die im obrigen Artikel genannt werden, nicht um die Webcrawler bereinigt sind. Mit anderen Worten: Aussagelos. Einfach mal ein Plugin wie Piwik einsetzen und dann Zahlen nennen, das wäre seriöser. Und bis dahin gilt: Glaube keiner Statistik…

Einmal Dexter und zurück
Da habe ich mich aber mal erschreckt, dass kann ich Ihnen sagen. Gestern komme ich heim, nach einem in der Hitze halt anstrengenden Tag, und renne in den Keller, um dort nach Eis, Tiefgefrohrenem und kalten Getränken Ausschau zu halten. Und kaum habe ich die Tür der Gefriertruhe hochgezogen, sehen mich die Augen meiner Holden an.
Da bin ich aber zusammengezuckt und wollte mich erstmal kneifen lassen: Dieses Zerkleinern und geordnet Einfrieren träume ich doch immer nur. Kann mir doch nicht entgangen sein, dass ich das vor Kurzem in die Tat umgewandelt haben sollte.
Aber da fing sie auch schon an zu plappern, von wegen alternativen Erfrischungmethoden, die sie da gerade am aus am testen war. Außerdem habe sie gelesen, dass schon in 80 Jahren bestimmte Krankheiten heilbar sein sollen, bei denen man heute noch aufgeben müsste, und da wolle sie schon mal probeliegen.
Als sie dann auch noch davon anfing, ich solle ihr einen Spiegel runterbringen, ob denn wenigstens der Alterungsprozess in den letzten 20 Minuten aufgehalten worden sei, musste ich mich sowas von beherrschen, die Tür nicht gleich wieder fallen zu lassen, Sie wissen schon: Nur für den Kick, für den Augenblick,
ihr Philibb

Steiffen for President
Unserer Nachbarprovinz scheint die Wahl zum Oberbürgermeister im September eine funkelperlende Wahlkampfzeit zu bescheren: Neben dem Kabarettisten Kalle Wefel bewirbt sich nun auch der Schlagersänger Christian Steiffen in Osnabrück und ist vorerst zur Wahl zugelassen worden.
Über sich selbst schreibt der Barde:
In der zweiten Klasse küsste er zum ersten Mal ein Mädchen und bekam einen Kaugummi dafür. Seitdem ist die Liebe sein ständiger Wegbegleiter.
Einigermaßen bekannt wurde Steiffen, der immerhin über einen guten Plattenvertrag verfügt, mit Liedern wie Eine Flasche Bier, Ich hab’ dir den Mond gekauft, Ein Glück, dass wir nie was miteinander hatten oder Sexualverkehr.
Sehen Sie hier nochmal die Startnummer 5, er freut sich riesig, den Steiffen, den Christian, mit Ich hab die ganze Nacht von mir geträumt:
[Quelle: Youtube]

Neu im Bücherschrank(41): James A. Michener — Mazurka
Ja, hier muss ich die Schultern zucken, Buch und Autor sagen mir nichts. Allerdings wird es heute noch mit dem Untertitel Der Roman Polens beworben, da hatte ich erwartet, der Autor sei Pole — ist er nicht. Und die Kritiker sind entweder begeistert, können aber nicht genau sagen, weswegen, oder kritisieren, dass der Roman zu klischeehaft und pauschalisierend geschrieben sei.

Das Ende von Steinfurt.tv
POPCORN! Die Nachricht ist eigentlich schon etwas älter, aber ohne einen skurilen Schluss wäre das Ganze nichts: Steinfurt.tv hört auf. Vor einiger Zeit drohten mir die Betreiber mit ihrem Anwalt, zogen aber zügig den Schwanz ein.
Zum Schluss gerät das mit viel Vorschusslorbeeren gestartete Projekt in öffentliche Kritik, weil die Betreiber seit Jahren ihre Videos auf der Plattform Gloria.tv hochladen.
Gloria.tv ist eine dem inzwischen offline gegangenen, rechtsextremem Blog kath.net nahe stehende Videoplattform. Man muss nur ein paar Videos anschauen, um ohne Vorwissen über die Ausrichtung der Seite stutzig zu werden. Das haben die Betreiber von Steinfurt.tv offenbar versäumt, obwohl man sich stark mit der Seite identifizierte. Daher wurden sie durch das Bistum Münster unterrichtet, so die WN:
Auf unsere Frage, was das Bischöfliche Generalvikariat in Münster von „Gloria.TV“ hält, schreibt Pressesprecher Dr. Stephan Kronenburg: „Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von Gloria.TV. Auf diesem Portal und über das Portal kommunizieren traditionalistische Randgruppen, die sich durch diffamierende Aktionen wie gegen Bischof Genn selbst disqualifizieren. Das Bistum Münster würde nicht zustimmen, wenn Steinfurt.TV Gottesdienste übertragen wollte, und hierfür den Server von Gloria.TV nutzen wollte. Das ist den Verantwortlichen von Steinfurt.TV so auch mitgeteilt worden.“
Reagiert haben die Betreiber von Steinfurt.tv aber erst, so die WN, nachdem die Münstersche Zeitung berichtete bis zu 200 E‑Mails täglich zu dieser Angelegenheit bei ihnen eingingen.
Zwischendurch hatten sie versucht, auf „Youtube“ auszuweichen. „Aber die sind ja noch viel schlimmer“, fanden die beiden heraus, „die zeigen doch jeden Schund.“
Gönau! Z.B. Videos von Steinfurt.tv.
Aber inzwischen ist Hans Derix dabei, die mehr als 300 „Steinfurt.TV“-Beiträge von der „Gloria.TV“-Plattform zu löschen. „Mehr als zehn am Tag schaffe ich aber nicht“, sagt er.
Nein, wie putzig. Ich werde sie vermissen.

Kostenpflichtiges Anzeigenblatt
Oh, Popcorn! Bei der Facebook-Gruppe Ich komme aus Ibbenbüren und erinnere mich noch an… geht es gerade wegen des Zugangsbeschränkungen und den Abo-Kosten der IVZ zur Sache. Facebook-Nutzer VauWeh Superkaefer zitiert aus einer E‑Mail der IVZ an ihn:
Wichtig ist, die Inhalte sind für unsere Kunden von einer größtmöglichen Relevanz und Aktualität. Daran arbeiten wir sehr intensiv.
Ja, sicher. Nicht nur 08/15-intensiv, sehr intensiv und das an größtmöglicher Relevanz. Steigerungen bis die Bedeutung des Geschriebenen das Handtuch wirft. Ich erinnere mich da an einen Artikel, in dem beschrieben wird, wie ein Redakteur um den Aasee spatziert, der es auf die erste Lokalseite geschafft hat. Die Relevanz war eher so unauffindbar.
Würden wir aber unser Printprodukt durch ein zusätzliches Digitalangebot schwächen – und das würde ohne Zweifel passieren -, dann könnten wir unseren Inserenten/Werbekunden kein verlässliches Angebot mehr machen; heißt: Die Reichweite der Tageszeitung würde sinken und damit auch die Attraktivität der Werbung in ihr.
Ohne Zweifel, aha. Kein verlässliches Angebot, soso. Wie hier dauerhaft versucht wird, jeden Ansatz von Kritik zu ersticken. Bei Merkel heißt das alternativlos. Ich habe allerdings durchaus Zweifel, dass ein Digitalangebot die Reichweite reduziert. Ich glaube da eher an das Gegenteil. Außerdem schwächt man sich eher, wenn man ohne Akzeptanz der Leserschaft das Abo um 3€ erhöht. Abos werden gekündigt, Reichweite sinkt, Attraktivität schwindet, blablabla.
Und eine 1:1‑Umsetzung von Print zu Digital wiederum würde Ihnen überhaupt nicht gefallen. Dann wirkt das Digitalprodukt wie ein kostenpflichtiges Anzeigenblatt…
Habe ich das richtig verstanden, dass in der Selbstdarstellung der IVZ ihre gedruckte Ausgabe ein “kostenpflichtiges Anzeigenblatt” ist? Nicht, dass man nicht schon was geahnt hätte.
Richtig lustig wird es aber erst noch:
Natürlich ist es wenig sinnvoll, Ihnen unsere Printausgabe nach Altenbeken zu schicken. Kommt es für Sie eventuell in Frage, die „Papier-Zeitung“ an eine karitative Einrichtung zu spenden? Damit hätten Sie als unser Abonnent den Zugang zu den digitalen Produkten und tun mit Ihrer gedruckten Zeitung Gutes… z.B. in einem Seniorenheim. Das ist der Weg, den andere Kunden gehen, die aus verschiedenen Gründen auf die Lieferung der gedruckten Zeitung verzichten.
Und die noch anderen, die aus verschiedenen Gründen auf die Lieferung der gedruckten Zeitung verzichten, sind Ex-Kunden. Nutzen Sie doch einfach unsere Sturheit, um was Gutes zu tun! Aber seien Sie gewarnt: Dieser Weg, wird kein leichter sein. Dieser Weg ist steinig und schwer.
Kurz darauf meldet sich IVZ-Geschäftsführer Klaus Rieping zu Wort, um das Vorgehen des Verlages aus einer “gesamtwirtschaftlichen Betrachtung” heraus zu verteidigen:
Würden wir heute auf ein digitales Angebot gänzlich verzichten, weil es kostendeckend nie produziert werden kann, wäre das der Anfang vom Ende auch der Zeitung, der lokalen Presse, weil das Mediennutzungsverhalten der Generationen höchst unterschiedlich ist.
Das nenne ich mal einen Euro-Fighter, kämpft um jeden Cent gegen das Mediennutzungsverhalten von Generationen. Und schwupps geht als einzige Alternative neben 60 Beschäftigten der IVZ gleich die ganze lokale Presse wieder unter, was ich schlichtweg bezweifle. Es geht wohl eher darum, dass der Versuch der IVZ, online ein Geschäftsmodell zu etablieren, gescheitert ist, und die IVZ versucht sich bis auf weiteres nicht daran.
Facebook-Nutzer Andre Bäumer haut dann auch gleich auf die Vorlage der “gesamtwirtschaftlichen Betrachtung”:
gesamtwirtschaftlich betrachtet [sind] viele Abonnenten eines günstigen Online Angebots wirtschaftlicher und vor allem wesentlich ertragsstärker als deutlich weniger Vollabonennten. Betriebswirtschaft lich gesehen, sie spielen ja schließlich darauf an, rennt die IVZ derzeit auf ein Desaster hinaus. Ich bin gerne bereit für ihr Angebot zu zahlen. Aber im Zeitalter moderner Medien zahle ich nicht für Druck oder Botenkosten, die ich nicht benötige.
Soll mal keiner sagen, dass die Kritiker der IVZ nicht auch schwarz malen könnten ;-). So up-to-date sind die auch. Apropos up-to-date: Inzwischen hat man bei der IVZ wohl gemerkt, dass die Bezahlschranke da so Löcher hat. Eines davon hat man versucht zu schließen — mit JavaScript. Brüller.
