Vor dem Landtag fand in diesem Jahr erstmalig das Campfire von Correctiv und der Rheinischen Post in Düsseldorf statt, das als Veranstaltung für Journalisten und Interessierte angedacht war. Eine Mischung aus interessanten Themen, interessanten Teilnehmern, aber auch grenzwertiger Anbiederung an bestimmte Firmen und Politikern, sowie eine Prise Angst vor kritischer Nachfrage, lässt sich das Ganze doch als gelungene Veranstaltung bezeichnen.
Bei meinem Streifzuf über das Gelände schaute ich mir zunächst eine Veranstaltung zu Lokaljournalismus an, die leider außer Durchhalteparolengelaber wenig zu bieten hatte. Das dieser Bereich einerseits Kernstück kleinerer Zeitungen ist, aber auch oft ungeliebt von Journalisten und Verlegern, wurde deutlich. Ist das Berichten von Schützenfesten weiter sinnvoll? Nicht der Sache nach, aber man trifft da Leute. Aha.
“Gut besucht war etwa die Gesprächsrunde mit Facebook-Manager Guido Bülow.” Also ich war da im Klickzelt und etwa 10 andere. Bei angeblichen 11.000 Zuschauern finde ich “gut besucht” etwas hoch gegriffen. Die Stimmung im Zelt kippte auch irgendwann, denn Facebook hat schon inzwischen einen echt schlechten Ruf und der Vertreter hat es nicht hinbekommen, zielgruppengerecht sich zu verkaufen. Im Gegenteil gruselte es einen: Künftig sollte man auf Facebook besser Einträge machen, die oft geliket werden, sonst werden die schlechter bei den Freunden gezeigt; teilt man eine “Fake News” wird man darauf hingewiesen, dass dem so sei — beim Erneuten Teilen einer solchen wird der “Täter”, ja, äh, vorgemerkt oder sowas. Wenn das ein neues Netzwerk wäre, würde sich da wohl keiner anmelden.
Einen geradezu inspirierenden, sehr anschaulichen Vortrag zu seiner Werbefirma legte trotz dieses Themas Olaf Peter-Kim hin. Der Firma geht es um die Möglichkeit, Internetnutzern das Anschauen von Werbeclips als Gegenleistung für einen zu konsumierenden Artikel einer Seite vorzuschlagen. Ganz geschickt dringt man so in eine Lücke, die der Markt durchaus lässt: Für Werbung offene Internetnutzer, denen das Abschalten ihres Werbeblockers oder das Registrieren für ein Abonnement zu umständlich ist. Da zähle ich persönlich nicht zu, aber dass an dieser Stelle was möglich ist, sehe ich sofort ein.
Ein weiteres ganz interessantes Thema war das Blocken von so genannten Hatern. Auf Twitter kann man Nutzer nach eigenem Ermessen blockieren. Eine Vortragende meinte, das würde sie persönlich auch dauernd machen. Das Ding ist nur: Loggt man sich nicht ein, kann man ein sperrendes Profil weiterhin lesen, außer wenn es komplett für Nicht-Folgende gesperrt ist. Es bringt also eher wenig, weswegen auch Fefe meinte, Blocken verstärke die Radikalisierung solcher Leute im Internet. Ich glaube das im Grunde auch, denn mit dem Blockieren erreicht man eigentlich nicht, was man haben möchte, sondern baut Fronten weiter auf.
Inhaltlich ist die Veranstaltung ausbaufähig, sie war aber für Besucher sehr nett.